Herzlichen Glückwunsch Johannes!

 

Erschienen am 16.7.2015 auf WA.de, Autor: Jürgen Klammer

Ein Tischler ist Handwerker mit Säge und Computer

Der Tischler von heute muss CNC-Automaten für Bohr- und Fräsarbeiten bedienen können.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bergkamen - Dass er ein exzellenter Handwerker ist, das bewies Johannes Knepper mit seinem Gesellenstück beim Gestaltungswettbewerb „Die Gute Form 2015“ der Tischlerinnung Unna. Er belegte Platz zwei mit einem winzigen Punkt Rückstand auf den Sieger.

Aber wie sieht eigentlich die Ausbildung zum Tischler aus, welche Voraussetzungen müssen Interessenten mitbringen? Nicht zuletzt: Welche Weiterbildungs und Qualifizierungsmöglichkeit bieten sich heute einem Tischler Gesellen?

Beim Meisterbetrieb TGL (Tischler Günther Leidecker) in Oberaden absolvierte Johannes Knepper seine dreijährige Ausbildung. „Ich habe früher eigentlich überhaupt nichts für handwerkliche Aktivitäten übrig gehabt“, meint Johannes und lacht, „Mit 16 Jahren machte ich einen Ferienjob in einer Tischlerei. Da entdeckte ich meine Liebe zum Handwerk“.

Nach seinem Abitur begann Johannes seine Ausbildung bei Leidecker in Oberaden. „Die Idee zu meinem Gesellenstück hatte ich schon im ersten Ausbildungsjahr. Der Schrank den ich fertigte, ist eine Symbiose aus moderner Garderobe, die aber auch gleich die Funktion eines Schuhschranks hat. Zudem ist eine Ladestation für Mobiltelefone integriert“, so Knepper.

Er möchte nach einer gewissen Berufspraxis gern die Meisterschule besuchen und später als angestellter Tischlermeister arbeiten. Eventuell auch in der Arbeitsvorbereitung. „Im ersten Ausbildungsjahr vermitteln wir den Azubis erst mal Gefühl für das Material Holz, dessen Aufbau, wie man es als Tischler verarbeiten kann. Dazu kommen erste Arbeiten mit dem Material. Auch schon einzelne Verbindungstechniken, wie das klassische Zinken, werden erklärt“, so sein Ausbildungsmeister Günther Leidecker.

Als Einstellungsvoraussetzung sollte mindestens der Hauptschulabschluss mit Qualifikation vorliegen. „Und in unserem Beruf sind gute Mathematik-Kenntnisse wichtig“. Im weiteren Ausbildungsverlauf wird der Azubi unter anderem auch an verschiedenen Holzbearbeitungsmaschinen ausgebildet. Viele sich wiederholende Arbeiten, wie beispielsweise Bohrungen und Fräsungen beim Schubladenbau, werden an CNC-Bearbeitungsmaschinen erledigt. Die Programmierung gehört ebenfalls zum Ausbildungsinhalt.

Ein Tischler fertigt heute in erster Linie hochwertige Möbel nach Maß für die Kunden. „Daher sollte ein Azubi natürlich auch den Umgang mit Kunden lernen. Vom Tisch bis zu großen Kücheneinrichtungen oder ausgefallenen Schränken reicht die Palette der Produkte, die ein Tischler entwickelt und baut“, so Leidecker. „Möbel bekommen heute oft auch aufwendige Glasfronten und wir fertigen komplette Glastüren an. Dazu kommt der Einbau moderner Lichttechnik in Schränke. Ein Tischler muss daher sehr flexibel und mit vielen Werkstoffen und Arbeitstechniken vertraut sein“.

Im ersten Ausbildungsjahr sind zwei Berufsschultage Pflicht, im zweiten eineinhalb- und im dritten Jahr ein Tag. Die Ausbildungsvergütung beträgt im ersten Lehrjahr 540, im zweiten 650 und im dritten Jahr 730 Euro. Tischler im ersten Gesellenjahr bekommen 85 Prozent des Tariflohns, sprich 2235 Euro brutto monatlich.

Nach der Ausbildung stehen weitere Weiterbildungswege offen. Angefangen beim Handwerksmeister, auch mit Zusatzausbildung zum Betriebswirt oder die Ausbildung zum Techniker im Bereich Holz, mit späterem Betätigungsfeld in der Arbeitsvorbereitung in Industrieunternehmen. Die Krönung wäre dann ein Studiengang zum Innenarchitekten oder im Bereich Design.

So weit ist Max Thunich (18) noch nicht. Er ist jetzt im dritten Ausbildungsjahr. Nach der Realschule machte er ein Praktikum bei einem Schreiner. „Das machte so viel Spaß, dass ich mich gleich um eine Ausbildung bei Leidecker bewarb, Handwerklich habe ich aber immer schon was gemacht. Mein Vater ist Orgelbauer, da gab es ja auch viele Holzarbeiten auszuführen“, so Max. Was er später nach seiner Ausbildung machen wird weiß er noch nicht so genau. „Erst mal will ich nächstes Jahr die Facharbeiterprüfung bestehen“.

„Ich bemühe mich sehr um eine gute Ausbildung meiner Azubis“, ergänzt Günther Leidecker. „Dabei habe ich immer das Ziel vor Augen, entweder gute Fachkräfte für meinen eigenen Betrieb zu gewinnen oder Handwerkskollegen erstklassig ausgebildete Facharbeiter weiterzuvermitteln“.

 


 

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